HEM Impuls Dokumentation

HEM IMPULS 2/2023

Prof. Dr. Thomas Steiner: «KI revolutioniert die Hochschule»

7. September 2023, 17:05–19:00

Beitrag in Deutsch, Diskussion d/f
Moderation: René Graf, Vice-Recteur HES-SO

Mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz findet nicht einfach eine Weiterentwicklung in den Hochschulen statt. Vielmehr handelt es sich um eine fundamentale Transformation, wie Thomas Steiner am HEM Impuls vom 7. September 2023 ausführt.

 «KI-Tools verändern die Hochschule in einer Weise und Geschwindigkeit, die wir uns nie hätten vorstellen können», sagt Thomas Steiner im Kern seines HEM-Referats zum Thema «Co-Teaching mit Chats, Robotern und intelligenten Studierenden». Und der Experte der HES-SO Wallis liefert eine Reihe von Beispielen für seine steile These: Sei es die Gestaltung der Lehre («Studierende kommen dank KI so gut vorbereitet in den Unterricht wie noch nie»), das Erstellen von Prüfungen («ChatGPT kann ein Problem formulieren, lösen, verfeinern, bewerten») oder auch die Durchführung von Forschungsprojekten («Mit KI kann man in drei Tagen eine ganze Studie nachbauen – Fragestellung, Methode, Design, einfach alles»).

Ein besonders prägnantes Beispiel ist das Vorbereiten eines Referats durch Studierende. Früher brauchten sie Google, Wikipedia und PowerPoint als Werkzeuge – und den eigenen Verstand. Heute läuft alles über KI-Tools, die quasi auf Knopfdruck die gewünschten Resultate liefern. So erstellt ChatGPT auf Befehl die Folien mit den Kernaussagen, QuillBot paraphrasiert den Text so, dass die Benutzung von ChatGPT nicht mehr erkennbar ist, Elicit steuert die Referenzen bei, DeepL übersetzt das Ganze in eine Sprache nach Wahl, und für schüchterne Studierende bietet Synthesia.io eine Reihe von Avataren an, die den Vortrag dann auch grad selber halten. Es ist beeindruckend – und es stellt sich die Frage nach den Konsequenzen. «Die ganze Lehre muss umgestellt werden», sagt Thomas Steiner: «Es wird mehr und mehr zu einem Unterricht auf Augenhöhe, in dem ich nicht mehr nur der Dozierende bin, sondern auch ein Lernender.»

Doch wo bleibt bei den Studierenden das kritische Einordnen, das Verstehen? Oder gleicht der Einsatz von KI-Tools dem Verwenden von Fertigprodukten in der Küche – ist zwar schnell gemacht und schaut gut aus, aber kochen lernt man so ja nicht? Steff Aellig von der Wissenschaftskommunikation der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) hat im Gespräch mit Thomas Steiner kritisch nachgefragt.

 

Prof. Dr. Thomas Steiner, Head of Cyberlearn, HES-SO Wallis

Bericht: Dr. Steff Aellig & Dr. Dominik Gyseler, HfH Wissenschaftskommunikation

Prof. Dr. Martin Schäfer: «Kultur der Digitalität und Hochschulentwicklung»

30. Mai 2023, 17:05–19:00

Beitrag in Deutsch, Diskussion d/f/e

Moderation: Barbara Fäh, Rektorin HfH und René Graf, Vice-Recteur HES-SO

Die digitale Transformation bringt weitgehende Veränderungen auf technologischer wie auch auf gesellschaftlicher Ebene mit sich. Warum hat die digitale Transformation konkrete Auswirkungen auf eine Hochschule? Wie wirkt sich digitale Transformation auf eine Hochschule aus? In welchen Bereichen werden Weiterentwicklungen der Hochschule notwendig?

Stalder¹ beschreibt in seinem Buch «Kultur der Digitalität» das Lernen und Arbeiten in einer Kultur der Digitalität und führt die Begriffe Referentialität, Algorithmizität und Gemeinschaftlichkeit ein: Verfügbare Informationen und Wissensbestände werden ausgewählt (Referentialität) und in Netzwerken gemeinsam mit anderen bewertet und weiterbearbeitet (Gemeinschaftlichkeit). Dabei helfen algorithmenbasierte Instrumente sowohl bei der Auswahl der Referenzen als auch beim Fällen von Entscheidungen und beeinflussen gleichzeitig sowohl die Vorauswahl der Referenzen als auch die Entscheidungen. Damit verbunden sind wesentliche Prinzipien, die handlungsleitend sind. Lasch² beschreibt, wie in einer Kultur der Digitalität die Prinzipien Vernetztheit, Partizipation, Freigebigkeit, Sichtbarkeit, Transparenz und Zielorientierung an zusätzlicher Bedeutung gewinnen.

Basierend auf den Überlegungen von Stalder und Lasch hat die PHBern vor einiger Zeit ein einfaches Reflexionsmodell entwickelt und damit eine Diskussionsgrundlage zu den einleitend formulierten Fragen gefunden. Martin Schäfer stellt in seinem Kurzreferat das Reflexionsmodell vor und erläutert, wie sich die PHBern im Thema der digitalen Transformation organisatorisch aufgestellt hat.

Prof. Dr. Martin Schäfer ist Rektor der Pädagogische Hochschule Bern.

¹ Stalder, F. (2016). Kultur der Digitalität. Berlin: Suhrkamp. (Kindle-Ausgabe)
² Lasch, A. (2020). Digitalität – Thematische Einführung. Video-Link

Für die Forschung normal, für die Lehre eine Herausforderung

Hochschulen müssen eine Kultur der Digitalität entwickeln. Wie die PHBern den digitalen Wandel vorantreibt, erklärt Rektor Martin Schäfer am HEM-Impuls vom 30. Mai 2023.

 

Auf dem Weg zur digitalen Hochschule. Die Welt wird immer digitaler. «Wer eine Kürbissuppe kochen will, geht nicht mehr in den Buchladen und kauft sich ein Kochbuch», sagt Martin Schäfer. Sondern er fragt Google und kriegt innerhalb von Sekunden zahlreiche Rezepte. Der Rektor der PHBern macht dieses Beispiel, um klarzumachen: «Hochschulen haben gar keine Wahl, sie müssen sich dem digitalen Wandel anpassen.» Schon in den ersten Minuten seines Referats im Rahmen der HEM Impulse wird klar, dass der Rektor der PHBern dies nicht als Zwang, sondern als Chance empfindet. Die aktuelle Herausforderung: Die Wucht der digitalen Transformation trifft alle Bereiche der Hochschule, von der Lehre über die Forschung bis hin zur Administration. Damit man sich nicht in Aktionismus verzettelt, sondern systematisch vorgehen kann, haben Martin Schäfer und sein Team ein Reflexionsmodell entwickelt, das auf den Überlegungen des Schweizer Kultur- und Medienwissenschaftlers Felix Stalder basiert. Herzstück des Modells sind eine Handvoll von Prinzipien, welche die Kultur des digitalen Wandels prägen – so etwa Vernetztheit, Sichtbarkeit oder Freigebigkeit. Hier werden an der PHBern systematisch Entwicklungen angeregt – im kleinen Rahmen, Stichwort Verzettelung: «Es sind keine grossen Entwicklungssprünge, sondern kleine Schritte in die intendierte Richtung», ordnet Schäfer diesen Prozess ein.

Grafik Digitale Transformation

 

Reflexionsmodell der digitalen Transformation, PHBern 2022

Forschung hat es in der DNA. Wie das konkret aussieht, zeigt Martin Schäfer beispielhaft anhand der Forschung auf. Dort könne die Kultur der Digitalität nämlich schon gut beobachtet werden, erläutert er und macht dies an den drei oben genannten Prinzipien fest: Man tauscht sich in der Forschung auf allen möglichen digitalen Kanälen schnell und weltweit aus – das ist Vernetztheit. Man teilt seine Forschungsbefunde mit der breiten Öffentlichkeit, etwa über Social Media – das ist Sichtbarkeit. Und man stellt seine eigenen Daten zur Verfügung – das ist Freigebigkeit. Gerade dort sieht Martin Schäfer allerdings eine Nagelprobe, die zeigen wird, wie weit man wirklich ist. Denn das Teilen von Daten, die man in eigener, mühsamer Arbeit zusammengetragen hat, braucht für manche noch Überwindung. Doch Schäfer ist zuversichtlich: «Es gehört letztlich zur Logik der Forschung, dass man alles öffentlich zugänglich macht und dadurch gemeinsames Lernen ermöglicht wird.»

Dozierende und ChatGPT. Schwieriger könnte es im Bereich der Lehre werden. «Was für eine Forscherin normal ist, kann für einen Dozenten oder eine Dozentin bedrohlich sein», weiss Schäfer. Alle seine Inhalte der Präsentationen teilen, nicht mehr alleiniger Experte sein, wenn auch eine Künstliche Intelligenz wie ChatGPT gefragt werden kann – hier sehen sich manche Expertinnen in ihrem Selbstverständnis bedroht. Wie Martin Schäfer die Situation in der Lehre beurteilt und wie er diesen digitalen Wandel an der PHBern begleitet, erzählt er im obigen Video-Interview.

Auf dem Weg zur digitalen Hochschule. Die Welt wird immer digitaler. «Wer eine Kürbissuppe kochen will, geht nicht mehr in den Buchladen und kauft sich ein Kochbuch», sagt Martin Schäfer. Sondern er fragt Google und kriegt innerhalb von Sekunden zahlreiche Rezepte. Der Rektor der PHBern macht dieses Beispiel, um klarzumachen: «Hochschulen haben gar keine Wahl, sie müssen sich dem digitalen Wandel anpassen.» Schon in den ersten Minuten seines Referats im Rahmen der HEM Impulse wird klar, dass der Rektor der PHBern dies nicht als Zwang, sondern als Chance empfindet. Die aktuelle Herausforderung: Die Wucht der digitalen Transformation trifft alle Bereiche der Hochschule, von der Lehre über die Forschung bis hin zur Administration. Damit man sich nicht in Aktionismus verzettelt, sondern systematisch vorgehen kann, haben Martin Schäfer und sein Team ein Reflexionsmodell entwickelt, das auf den Überlegungen des Schweizer Kultur- und Medienwissenschaftlers Felix Stalder basiert. Herzstück des Modells sind eine Handvoll von Prinzipien, welche die Kultur des digitalen Wandels prägen – so etwa Vernetztheit, Sichtbarkeit oder Freigebigkeit. Hier werden an der PHBern systematisch Entwicklungen angeregt – im kleinen Rahmen, Stichwort Verzettelung: «Es sind keine grossen Entwicklungssprünge, sondern kleine Schritte in die intendierte Richtung», ordnet Schäfer diesen Prozess ein.

Bericht: Dr. Steff Aellig & Dr. Dominik Gyseler, HfH Wissenschaftskommunikation

Ariane Dumont: «One year later … Reflection on Emergency Remote Teaching and Online Learning from the Field»

7. April 2022, 17:05–19:00

Krise als Katalysator für Educational Design

Covid ist vorbei – doch die Auswirkungen auf moderne Lehr- und Lehrformen werden jetzt erst deutlich. Welche Lehren man aus der Pandemie ziehen sollte, führte Ariane Dumont am HEM-Impuls vom 7. April 2022 aus.

«Die Pandemie ist vorbei – doch für uns fängt die Arbeit jetzt erst an», sagt Dr. Ariane Dumont. Denn jetzt müsse man die richtigen Schlussfolgerungen ziehen, um die Entwicklung moderner Lehr- und Lernformen voranzutreiben. Seit dreissig Jahren unterrichtet, berät und forscht die Erziehungswissenschaftlerin über Educational Design. Die letzten zwei Jahre waren für sie aus beruflicher Sicht deshalb besonders spannend. «Die Krise war ein Katalysator für die Entwicklung von modernen Lehr-Lern-Formaten», konstatiert sie am HEM Impuls. Ihre Analyse lässt sich in drei zentrale Punkte gliedern. Erstens: Studierende haben ihre Autonomie im Lernen weiterentwickelt. «Sie haben sich sowohl in ihrer Selbstständigkeit als auch in ihrer Selbstorganisation verbessert», hat Ariane Dumont in einer Befragung herausgefunden. So können sie besser mit Ablenkungen umgehen und haben auch gelernt, sich besser abzugrenzen. Zweitens: Dozierende brauchen die Unterstützung des technologischen Personals. Nur so können sie das Potential neuer digitaler Tools ausschöpfen. Drittens: Moderne Lehr-Lern-Formen sind hybrid. «Der aktuelle Goldstandard ist aus meiner Sicht die sogenannte Masterclass», sagt die Erziehungswissenschaftlerin. Hier wird zunächst das Wissen in Onlinekursen vermittelt, bevor es in Face-to-face-Konferenzen mit Expertinnen und Experten vertieft wird. Abgerundet wird die Lerneinheit mit einem Apéro, um bewusst auch das Soziale zu pflegen. «Während der Pandemie konnten wir viel Erfahrungen darüber sammeln, wie Technologien das Lehren und Lernen beeinflussen», bilanziert Ariane Dumont. Nun müsse man dranbleiben: «Dazu braucht es Ressourcen und eine gute Kultur.»

Bericht: Dr. Steff Aellig & Dr. Dominik Gyseler, HfH Wissenschaftskommunikation

Patrick Furrer : «How can Open Science improve research quality at UAS and UTE?»

21. Februar 2022, 17:05–19:00

Mit dem Schlagwort der «Open Science» wird eine ganz neue Kultur der Wissenschaft bezeichnet: Daten werden gemeinsam genutzt, Publikationen sind frei zugänglich, Peer-Reviews werden transparent gemacht. Dr. Patrick Furrer ist profunder Kenner der schweizerischen und europäischen Forschungslandschaften. In seinem Vortrag bringt er uns auf den aktuellen Stand der Diskussion und gibt Impulse, was «Open Science» für die Hochschule der Zukunft konkret bedeuten kann.

Open Science – ein möglicher «Gamechanger» in der Forschung

Patrick Furrer referierte am HEM-Impuls über eine potentielle Erfolgsgeschichte, die in der Schweiz aber noch geschrieben werden muss.

Mit dem Schlagwort der «Open Science» wird eine ganz neue Kultur der Wissenschaft bezeichnet: Daten werden gemeinsam genutzt, Publikationen sind frei zugänglich, Peer-Reviews werden transparent gemacht. «Open Science hat zum Ziel, die Qualität der Forschung zu steigern», machte Patrick Furrer gleich zu Beginn seines Referats deutlich. Dass dies nicht nur eine Vision ist, sondern teilweise bereits Realität, zeigten die letzten zwei Jahre. «Die Covid-19-Pandemie hat beispielhaft gezeigt, wo der Gewinn dieses Kulturwandels liegen kann», so der profunde Kenner der schweizerischen und europäischen Forschungslandschaften. Und tatsächlich können ausgewählte Elemente von Open Science damit gut demonstriert werden: Die Daten zu SARS-CoV-2 wurden gleich zu Beginn von mehreren internationalen Forschungsgruppen öffentlich zur Verfügung gestellt, damit die Ergebnisse nachvollzogen und sogar reproduziert werden konnten (Open Data). Die Studien wurden bereits als Preprints in der Community breit diskutiert, damit noch vor der Veröffentlichung Verbesserungsvorschläge einfliessen konnten (Open Peer Review). Und die Publikationen waren frei zugänglich (Open Access). Das Ergebnis: Die Entwicklung von Impfstoffen in Rekordzeit.

Eine wahre Erfolgsgeschichte also – und demzufolge die Zukunft in den Schweizer Hochschulen? Diese Einschätzung wäre verfrüht. Zwar treiben die Nationale Open-Access-Strategie sowie die Nationale Schweizer Strategie für Open Research Data von «swissuniversities» die Umsetzungen in der Schweiz kräftig voran. Aber damit der mögliche «Gamechanger», wie Patrick Furrer ihn eingeführt hat, wirklich verankert werden kann, müssen noch verschiedene Hürden übersprungen werden. Ein Hauptproblem liegt im fehlenden Anreiz für die Forschenden selber: Während Open Access Prestige einbringen kann, bringt insbesondere Open Data vor allem zusätzliche Arbeit mit sich. Und potentiell auch Risiken: Warum sollte sich eine Forscherin die Mühe machen, ihre ganzen Daten transparent zu machen, damit dann eine andere Forschungsgruppe davon profitieren und unter Umständen die ganz grosse Publikation lancieren kann? Wie Patrick Furrer dieses Problem einschätzt, erläutert er im folgenden Video-Interview.

Wie knifflig diese Kalibrierung ist, zeigt ein Blick auf die Datenlage. Mitarbeitende sind zufriedener, wenn sie zu gewünschten Teilen im Homeoffice arbeiten können, so viel ist klar. Wie produktiv sie dort sind, weiss man hingegen nicht mit Sicherheit, weil hierzu nur deren eigene Einschätzungen erhoben worden sind. Und in Bezug auf die Innovation fehlen die Daten gänzlich, wenngleich hier die Annahme plausibel ist, dass diese vorwiegend den Austausch vor Ort erfordert. Was heisst das nun konkret für eine Hochschule? Die drei Personen, welche den «HEM Impuls» initiiert haben, haben die zentralen Erkenntnisse des Talks unmittelbar danach kommentiert und eingeordnet. Es sind dies Barbara Fäh (Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik), Catherine Sokoloff (HEM) und René Graf (HES-SO). In diesem Gespräch erfahren Sie unter anderem, warum es bei der Ausarbeitung dieser neue Formel unerlässlich ist, die Teams einzubinden.

Die drei Personen, welche den «HEM Impuls» initiiert haben, haben die zentralen Erkenntnisse des Talks unmittelbar danach kommentiert und eingeordnet. Es sind dies Barbara Fäh (Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik), Catherine Sokoloff (HEM) und René Graf (HES-SO), der den Talk auch geleitet hat. In diesem Gespräch erfahren Sie unter anderem, welche Kompetenzen es braucht, um sich auf den Weg zu einer digitalen Lehre zu machen.

Bericht: Dr. Steff Aellig & Dr. Dominik Gyseler, HfH Wissenschaftskommunikation

Hartmut Schulze: «Der passende Mix zwischen Präsenz und mobil-flexibler Arbeitsweise – Herausforderungen und Potenziale für Hochschulen»

7. Dezember 2021, 17:00–19:00

Prof. Dr. Hartmut Schulze arbeitet an der FHNW Hochschule für Angewandte Psychologie zur Analyse und Gestaltung von Arbeits- und Büroräumen, Home Office und mobil-flexibler Arbeit. Er führte erste Studien zum veränderten Arbeitsverhalten während der Pandemie durch, untersucht und begleitet Kooperationsprozesse im digitalisierten Planen und Bauen sowie Mensch-Roboter-Interaktionen in unterschiedlichen Anwendungsfeldern.

«Wir müssen eine neue Formel für die Arbeit finden»

Lehren und Arbeiten an Hochschulen nach Corona: Das neue Normale – Was bleibt und was ändert sich? Diesen Fragen widmet sich die dreiteilige Veranstaltungsreihe «HEM Impuls». In der dritten Veranstaltung referierte Hartmut Schulze über die Chancen und Herausforderungen der von Homeoffice in der Zeit nach der Pandemie.

«Covid ist ein Gamechanger», sagte Helmut Schulze gleich zu Beginn seines Referats: 90 Prozent wollen auch dann noch mindestens teilweise zuhause arbeiten, wenn die Pandemie vorbei ist. Dies zeigte eine Befragung des Forschungsinstituts Sotomo. «Sie fühlen sich autonomer, müssen nicht pendeln und nehmen sich motivierter und produktiver wahr» führte Schulze die wesentlichen Gründe an, die der Experte für mobile und flexible Arbeit in einer eigenen Studie an der FHNW untersucht hat. Ob man im Homeoffice jedoch nicht nur lieber, sondern auch besser arbeitet, hängt stark von der Aufgabe ab.

Kommt drauf an, was der Auftrag ist

Gemäss Hartmut Schulze muss man hier drei Bereiche unterscheiden: Fachliche und administrative Stillarbeiten kann man tatsächlich gut zuhause erledigen, es braucht dazu aber ein «Refugium der Stillarbeit», wie Schulze es nennt. Im Zwischenbereich befinden sich vertrauliche Meetings sowie Seminare und Vorlesungen. Der spontane und informelle Austausch hingegen funktioniert besser vor Ort. Gerade dieser Gewinn aus dem persönlichen Gespräch droht aber verlorenzugehen, wenn zu viele Mitarbeitende zu viel Zeit zuhause verbringen. «Homeoffice wirkt wie eine Zentrifuge», sagt Helmut Schulze: «Eingespielte Teams bleiben zwar auch digital gut im Kontakt, aber übergeordnet findet kaum mehr ein Austausch statt.» Innovative Projekte werden so stark erschwert – dabei ist die Innovationskraft für Hochschulen neben der Produktivität der Mitarbeitenden ein ganz zentrales Kriterium. Für die Gestaltung der Zukunft heisst das: Die Hochschulen müssen kalibrieren, was sie wie hoch gewichten: die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, deren Produktivität und die Innovationskraft der ganzen Organisation. «Wir müssen eine neue Formel für die Arbeit im Homeoffice finden», ist das Fazit von Hartmut Schulze.

Wie knifflig diese Kalibrierung ist, zeigt ein Blick auf die Datenlage. Mitarbeitende sind zufriedener, wenn sie zu gewünschten Teilen im Homeoffice arbeiten können, so viel ist klar. Wie produktiv sie dort sind, weiss man hingegen nicht mit Sicherheit, weil hierzu nur deren eigene Einschätzungen erhoben worden sind. Und in Bezug auf die Innovation fehlen die Daten gänzlich, wenngleich hier die Annahme plausibel ist, dass diese vorwiegend den Austausch vor Ort erfordert. Was heisst das nun konkret für eine Hochschule? Die drei Personen, welche den «HEM Impuls» initiiert haben, haben die zentralen Erkenntnisse des Talks unmittelbar danach kommentiert und eingeordnet. Es sind dies Barbara Fäh (Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik), Catherine Sokoloff (HEM) und René Graf (HES-SO). In diesem Gespräch erfahren Sie unter anderem, warum es bei der Ausarbeitung dieser neue Formel unerlässlich ist, die Teams einzubinden.

Die drei Personen, welche den «HEM Impuls» initiiert haben, haben die zentralen Erkenntnisse des Talks unmittelbar danach kommentiert und eingeordnet. Es sind dies Barbara Fäh (Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik), Catherine Sokoloff (HEM) und René Graf (HES-SO), der den Talk auch geleitet hat. In diesem Gespräch erfahren Sie unter anderem, welche Kompetenzen es braucht, um sich auf den Weg zu einer digitalen Lehre zu machen.

Bericht: Dr. Steff Aellig & Dr. Dominik Gyseler, HfH Wissenschaftskommunikation

Mark Brown: «Post-pandemic transformation of higher education institutions: challenges and drivers»

28. September 2021, 17:00–19:00

Prof. Mark Brown, Direktor des National Institute for Digital Learning an der Dublin City University (DCU), digitale Leadership Expertise in hochschulweiten Digitalisierungprojekten, Implementierungen und Evaluationen von «Digital Learning and Teaching» Initiativen, Tätigkeiten und Einsitz in internationalen Gremien zur digitalen Hochschullehre.

«Digitales Lernen muss intentional sein»

Lehren und Arbeiten an Hochschulen nach Corona: Das neue Normale – Was bleibt und was ändert sich? Diesen Fragen widmet sich die dreiteilige Veranstaltungsreihe «HEM Impuls». In der ersten Veranstaltung referierte Mark Brown über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in der Zeit nach der Pandemie.

Brainstorming via «Teams», «MOOCs» für die Masse, hybrider Unterricht – digital ist überall, gerade nach Corona. Und kaum einer wäre prädestinierter als Mark Brown, die Bedeutung digitalen Lernens für die Zukunft zu untermauern. Der Neuseeländer ist Direktor des National Institute for Digital Learning an der Dublin City University und hat weltweit eine Reihe von Digitalisierungsprojekten begleitet. Sein Fazit? «Es gibt gutes und schlechtes Unterrichten. Die Art der Vermittlung – also online oder offline – ist nicht entscheidend für die Qualität des Erlebens von Studierenden», so Brown. Denn digitales Lernen muss intentional sein, das heisst: zielgerichtet eingesetzt werden, fordert er. Was dies für die Zeit nach der Pandemie bedeutet, führt er im nachfolgenden Video aus. Dieses Video wurde nicht während des HEM-Referats aufgezeichnet, sondern ist auf Mark Browns Website publiziert.

Im Rahmen des neuen Online-Formats «HEM Impuls» hat er konkretisiert, wie digitales Lernen funktionieren sollte. Seine Argumentation lässt sich in drei Punkten zusammenfassen. Erstens: Das digitale Lernen hat nicht prinzipiell einen Mehrwert, sondern es muss gezielt eingesetzt werden – eben intentional. Und zwar dort, wo es das pädagogische Setting anreichert. Das klingt erstmal recht banal und unaufgeregt, ist aber im Hype des Digitalen, der zuweilen zu beobachten ist, doppelt zu unterstreichen. Zweitens: Man muss viel stärker von den Lernenden ausgehen und nicht von den Dozierenden aus denken. Auch diese Forderung ist weitreichender, als sie zunächst klingt. Für manch eine Lehrperson ist das Unterrichten von zuhause aus niederschwelliger, weil der Arbeitsweg wegfällt und man auch Inhalte vorproduzieren kann. Für die Studierenden hat das aber nicht immer einen Mehrwert. «Lehrpersonen brauchen einen pädagogischen Kompass», fordert Brown deshalb. Dieser Kompass, der unten abgebildet ist, unterscheidet verschiedene Lernformen. Auf der Basis dieser Lernformen kann das pädagogische Setting definiert werden. Und erst jetzt – drittens – kommen die einzelnen digitalen Möglichkeiten ins Spiel. Diese können nun gezielt eingesetzt werden, um einen Mehrwert zu schaffen. Und nur dann.

Die drei Personen, welche den «HEM Impuls» initiiert haben, haben die zentralen Erkenntnisse des Talks unmittelbar danach kommentiert und eingeordnet. Es sind dies Barbara Fäh (Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik), Catherine Sokoloff (HEM) und René Graf (HES-SO), der den Talk auch geleitet hat. In diesem Gespräch erfahren Sie unter anderem, was es braucht, um eine digitale Kultur in der ganzen Institution zu verankern.

Bericht: Dr. Steff Aellig & Dr. Dominik Gyseler, HfH Wissenschaftskommunikation